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Vom Löschen zum Fliessen: Den Kreislauf der reaktiven Eingriffe durchbrechen

  • Autorenbild: Eva Jenisch
    Eva Jenisch
  • 13. Aug.
  • 2 Min. Lesezeit

Ein aufschlussreicher Einblick, wie reaktive Routinen in der Produktionskultur verwurzelt sind und wie man zu echtem Fluss kommt

Image by wirestock on Freepik
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🔥 Was Reaktivität wirklich kostet


Ein Problem in letzter Sekunde zu lösen, hat etwas seltsam Befriedigendes an sich. Ein Material kommt verspätet an, ein Chargenprotokoll muss angepasst werden, eine Lieferung bleibt stecken. Sie springen ein, trommeln das Team zusammen und lösen das Problem. In vielen Betrieben ist diese Art der Krisenbewältigung üblich. Vielmehr wird dies sogar gefeiert.

Aber alles hat seinen Preis. Reaktives Handeln kostet Energie, untergräbt das Vertrauen und verbraucht Ressourcen auf eine Art und Weise, die nur selten in Berichten ersichtlich wird. Mit der Zeit verankern sich diese Praktiken in der Unternehmenskultur, getarnt als Flexibilität oder Einsatzbereitschaft.


🏭 Verpackungslinie im Ausnahmezustand


Ich erinnere mich noch gut an eine meiner ersten Wochen als Leiterin der Planung und des Einkaufs in einem grossen pharmazeutischen Verpackungsbetrieb. Es herrschte reges Treiben, die Teams waren eifrig dabei, dringende Probleme zu lösen, und alle wirkten sehr engagiert. Doch je mehr ich beobachtete, desto mehr sah ich, dass sich die gleichen Probleme wiederholten. Ein Material war nicht da. Ein Auftragswechsel erfolgte zu spät. Das Planungsteam hatte zwischen den Krisenanrufen kaum Zeit zum Durchatmen.


In diesem Moment wurde mir klar, dass es hier nicht um einen Prozess ging. Vielmehr haben wir immer wieder improvisiert.


🧩 Wer Flow will, muss anders denken


Um diesen Kreislauf zu durchbrechen, galt es, einige alte Praktiken zu verlernen. Wir mussten aufhören, Last-Minute-Korrekturen zu glorifizieren, und anfangen, Systeme zu entwickeln, die Schwankungen vorhersehen und absorbieren können. Diese Veränderung war weder schnell noch einfach, aber sie hat unsere Arbeitsweise grundlegend verändert.


🎼 Reaktiv war gestern – heute zählt der Rhythmus


Zu Beginn haben wir Klarheit über das Vorgehen und die nächsten Schritte geschaffen. Nicht mit einer weiteren täglichen Besprechung, sondern mit einem strukturierten Planungsrhythmus, der alle Beteiligten von der Beschaffung bis zur Produktion einbezog. Eines unserer effektivsten Werkzeuge wurde das Produktrad (product wheel). Es gab uns eine taktgesteuerte, wiederholbare Abfolge, die Beschaffung, Planung und Betrieb aufeinander abstimmte.


Anstatt jede Woche von Grund auf neu zu planen, schufen wir vorhersehbare Flussmuster, die dennoch Flexibilität erlaubten. Das Produktrad half uns, vom Jonglieren mit Prioritäten zu einer gemeinsamen Kadenz zu kommen.


👀 Voraussicht belohnen statt Heldentaten feiern


Wir änderten unsere Erfolgsmessung. Kein Beifall mehr für Rettungsaktionen und andere Heldentaten. Stattdessen begannen wir, diejenigen zu würdigen, die Probleme verhinderten, bevor sie eskalierten. Wir feierten saubere Übergaben, stabile Umstellungen und Wochen ohne unerwartete Notrufe. Dieser kulturelle Wandel war genauso wichtig wie sämtliche technischen Lösungen.


🌱 Mit Fluss entstehen Spielräume im System


Häufig wird davon ausgegangen, dass Struktur die Flexibilität verhindert. Ich habe das Gegenteil erlebt. Je stabiler und abgestimmter unsere Prozesse wurden, desto mehr Zeit und Raum hatten wir für echte Problemlösungen. Schluss mit dem Planungschaos. Keine hektischen Notfallaktionen mehr. Nur noch strukturierte, kollegiale Arbeit.


🙋‍♀️ Was ist Ihre grösste Herausforderung im Moment?


In welchem Bereich Ihrer Organisation herrscht noch reaktive Betriebsamkeit? Was wäre anders, wenn Sie statt Rettung einen gleichmässigen Fluss schaffen?

 

 
 
 

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