Planung unter Unsicherheit: Wie Pharmaunternehmen robust(er) werden
- Eva Jenisch
- vor 6 Tagen
- 2 Min. Lesezeit
Wie resiliente Supply Chains in einem Umfeld mit hohen regulatorischen Hürden gestaltet werden können.

Bei der Planung in der Pharmaindustrie handelt es sich um einen ständigen Balanceakt. Komplexe Vorschriften, lange Vorlaufzeiten, strenge Qualitätskontrollen und unerwartete Nachfrageentwicklungen machen den Aufbau einer widerstandsfähigen Lieferkette zu einer echten Herausforderung. In einem Sektor, in dem das Leben von Patienten von der zuverlässigen Verfügbarkeit von Medikamenten abhängt, ist die Fähigkeit, unter Unsicherheit gut planen zu können, entscheidend. Im Folgenden finden Sie einen praxisbezogenen Ansatz für den Aufbau stabiler Lieferketten in der Pharmabranche.
🏭 Zuliefer- und Fertigungsnetzwerk breit und robust aufstellen
Pharmaunternehmen verlassen sich bei wichtigen Rohstoffen oft auf ausgewählte Lieferanten und einige wenige Produktionsstätten. Dies macht sie anfällig für Störfaktoren wie Rohstoffengpässe, Produktionsstopps oder Qualitätsprobleme. Um die Widerstandsfähigkeit zu erhöhen, sollten Unternehmen für kritische Materialien mehrere Lieferanten qualifizieren und geografisch diversifizierte Produktionsstandorte in Betracht ziehen. Dies gewährleistet alternative Optionen, wenn ein Lieferant oder ein Standort Probleme hat, und verringert das Risiko von Lieferunterbrechungen.
🔄 Planung mit rollierenden Forecasts aktuell halten
Die Nachfrage nach Pharmaprodukten kann infolge unterschiedlicher Faktoren wie neuer Behandlungsmethoden, saisonaler Schwankungen oder Änderungen in der Gesundheitspolitik variieren. Traditionelle jährliche oder vierteljährliche Prognosen sind oft zu statisch. Verwenden Sie stattdessen rollierende Prognosen, die regelmässig mit realen Daten von Verkäufen, Vertriebspartnern und Gesundheitsdienstleistern aktualisiert werden. Durch diese kontinuierliche Anpassung können die Bestands- und Produktionspläne besser auf den tatsächlichen Bedarf abgestimmt werden, wodurch kostspielige Überbestände oder Stockouts vermieden werden.
🛢️ Pufferbestände gezielt und bedarfsgerecht einsetzen
In der Pharmaindustrie ist das Vorhalten hoher Bestände aufgrund der vorgeschriebenen Mindesthaltbarkeit und der erforderlichen Lagerungsbedingungen teuer und riskant. Kein Lagerbestand erhöht jedoch das Risikopotential. Ein praktikabler Ansatz ist die Haltung von Pufferbeständen auf der Ebene der Bulkware, z. B. Tabletten oder pulverförmige Rohstoffe, anstelle von fertig verpackten Produkten. Dies ermöglicht die flexible Verpackung des Produkts entsprechend der tatsächlichen Nachfrage auf den verschiedenen Märkten. Eine solche Strategie verringert Ausschuss und erhöht die Reaktionsfähigkeit, falls die Nachfrage kurzfristig schwankt.
🤝 Teams funktionsübergreifend organisieren und vernetzen
Entscheidend für die Resilienz ist eine enge Abstimmung zwischen den Teams aus Lieferkette, Produktion, Qualität und Marketing. Die Organisation dieser funktionsübergreifenden Teams nach Produktfamilien ermöglicht ein gezieltes Risikomanagement und eine schnellere Entscheidungsfindung, die auf die Merkmale der einzelnen Produkte und die Marktanforderungen abgestimmt ist. Regelmässige Treffen zum Austausch von Daten, zur Überprüfung von Risiken und zur Abstimmung von Prioritäten schaffen Transparenz und ermöglichen es dem Unternehmen, schnell zu reagieren, wenn Herausforderungen auftreten.
💻 Digitale Tools für Transparenz und schnelle Reaktionen nutzen
Digitale Tools können die Widerstandsfähigkeit der Lieferkette erheblich verbessern, wenn sie praxisnah eingesetzt werden. Durch die Implementierung von Echtzeit-Dashboards, die Daten von Lieferanten, Produktion und Lagerbeständen konsolidieren, können Planer frühzeitig vor potenziellen Engpässen warnen. Mit Szenario-Simulationsmodellen können Teams die Auswirkungen von Störungen testen und alternative Pläne bewerten, bevor die Probleme ausufern. Die Integration dieser Tools in die zentralen Planungsprozesse stärkt die Bereitschaft und ermöglicht eine bessere Entscheidungsfindung, wenn ein Problem auftritt.
Pharmazeutische Lieferketten werden immer mit Unwägbarkeiten konfrontiert sein. Der praktische Weg zur Widerstandsfähigkeit liegt in der Diversifizierung, dynamischen Vorhersage, einer intelligenten Lagerhaltungspolitik, einer starken Zusammenarbeit und der Nutzung von neuen Technologien.
Wie gut ist Ihre Lieferkette darauf vorbereitet, Schocks zu absorbieren und die Verfügbarkeit von Medikamenten aufrechtzuerhalten, wenn es zu Störungen kommt? Welche konkreten Schritte werden Sie heute unternehmen, um diese Widerstandsfähigkeit aufzubauen?
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