Agilität, die wirklich funktioniert: Was Teams neben Tools noch brauchen
- Eva Jenisch
- vor 15 Minuten
- 2 Min. Lesezeit
Letzte Woche traf ich einen alten Freund, der als Scrum Master arbeitet. Wir kamen schnell von den üblichen Smalltalk-Themen zu einem Thema, das ihm sehr am Herzen liegt. Seine Teams kennen die Abläufe, die Tools und die Frameworks, doch echte Agilität scheint immer noch unerreichbar zu sein. Er beschrieb eine Situation, die vielen Unternehmen bekannt vorkommen dürfte. Agilität wird mit guten Absichten eingeführt, Schulungen werden angeboten, die Fachbegriffe verbreiten sich schnell, doch eine echte Veränderung in der Arbeitsweise bleibt aus.
🌱 Agilität braucht den richtigen Nährboden
Wenn Unternehmen agile Arbeitsweisen einführen, beginnen sie oft mit Tools und Prozessen. Das ist verständlich, denn diese sind greifbar und leicht zu standardisieren. Wahre Agilität entsteht jedoch aus etwas weniger Sichtbarem. Sie beginnt mit einem Umfeld, in dem Teams Klarheit über ihre Ziele haben, Vertrauen in ihre Entscheidungen und den Freiraum, ihre Pläne auf der Grundlage ihrer Erfahrungen anzupassen. Ohne diese Grundlage bleiben Frameworks mechanische Routinen.
🧭 Die Führung gestaltet die Rahmenbedingungen
Nachhaltige Agilität erfordert Führungskräfte, die Orientierung geben, ohne die Kontrolle zu übernehmen. Teams sind erfolgreich, wenn sie das Gefühl haben, dass ihnen bei der Organisation ihrer Arbeit vertraut wird, sie frühzeitig Bedenken ansprechen und sich kontinuierlich verbessern können. Servant Leadership ist dabei der stärkste Wegbereiter. Es ermutigt zum Hinterfragen statt Anweisungen zu geben, zu Klarheit statt Kontrolle und zu Eigenverantwortung statt Genehmigungsketten. Wenn Führungskräfte dieses Verhalten vorleben, reagieren Teams mit Engagement und Kreativität.
🧪 So wird Lernen zur Gewohnheit
Agiles Arbeiten basiert auf Experimentieren. Retrospektiven, kurze Iterationen und offene Gespräche über das, was nicht funktioniert hat, sind unerlässlich. Unternehmen, die Fehler als Lernsignale und nicht als Misserfolge betrachten, schaffen genau die Voraussetzungen, die Teams voranbringen. Dies erfordert psychologische Sicherheit, aber auch Disziplin. Lernen muss in den täglichen Ablauf integriert werden und darf nicht als etwas betrachtet werden, das nur dann stattfindet, wenn Zeit dafür ist.
🤝 Tools unterstützen, aber sie sind nicht das treibende Element
Scrum-Boards, Standups, User Stories und Velocity-Messungen können sehr hilfreich sein, aber nur, wenn sie dem Team dienen und nicht umgekehrt. Teams sollten regelmässig darüber nachdenken, inwieweit die verwendeten Tools ihre Arbeit unterstützen oder behindern. Wenn ein Tool zu einer reinen Checkbox-Aktivität wird, ist dies ein Zeichen dafür, dass die zugrunde liegenden Überlegungen verloren gegangen sind. Agiles Arbeiten sollte Entscheidungen vereinfachen und nicht zusätzliche Formalitäten schaffen.
🌍 Agile Arbeitsweisen funktionieren auch jenseits der Softwareentwicklung
Mein Freund arbeitet zwar in einem technologieintensiven Umfeld, aber die Grundsätze des agilen Ansatzes sind auch in vielen anderen Bereichen von praktischem Nutzen. Pharmaunternehmen, Lieferkettenfunktionen und F&E-Teams profitieren von kurzen Feedback-Schleifen, einer frühzeitigen Risikoerkennung und der Fähigkeit, sich schnell an neue Gegebenheiten anzupassen. Beim Agilen Ansatz geht es nicht um Geschwindigkeit, sondern um Reaktionsfähigkeit, Transparenz und das Treffen klügerer Entscheidungen auf der Grundlage der verfügbaren Informationen.
Als wir unser Gespräch beendeten, fühlte sich mein Freund ermutigt. Die Herausforderungen, denen er gegenübersteht, sind kein Zeichen dafür, dass Agilität nicht funktioniert. Sie sind ein Zeichen dafür, dass sich sein Unternehmen noch im Wandel befindet. Mit einem stärkeren Fokus auf Führungsverhalten, Klarheit und Lernen kann Agilität mehr als nur ein Konzept sein. Vielmehr kann die Agilität zu einer nachhaltigen Arbeitsweise werden.
Wo sehen Sie die grössten Potentiale, um Agilität in Ihrem Umfeld sinnvoll einzusetzen?
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