top of page

Lügen Ihre Kennzahlen? Warum gängige KPIs oft in die falsche Richtung zeigen

  • Autorenbild: Eva Jenisch
    Eva Jenisch
  • vor 11 Minuten
  • 2 Min. Lesezeit

Eine kritische Betrachtung von Standard-Leistungsindikatoren und wie sie die betriebliche Entscheidungsfindung in die Irre führen können


Image by pressfoto on Freepik
Image by pressfoto on Freepik

Im Betriebsalltag werden KPIs oft als Nonplusultra angesehen. Liefertreue, OEE, Prognosegenauigkeit. Wir feilen an Dashboards, nehmen Berichte unter die Lupe und wollen von Rot zu Grün kommen. Was aber, wenn einige dieser geliebten Indikatoren im Stillen gegen uns arbeiten?


In meiner langjährigen Tätigkeit in der Pharmaindustrie habe ich erlebt, wie KPIs zu Verbesserungen führen können, aber auch, wie sie blinde Flecken schaffen, die falsches Verhalten belohnen oder sogar systemische Dysfunktionen verstärken können. Lassen Sie uns einen genaueren Blick darauf werfen.


🧮 Nicht alles was glänzt ist Gold


In einem Verpackungsbetrieb, mit dem ich zusammengearbeitet habe, lag die Liefertreue bei stolzen 98 %. Auf dem Papier ein Erfolg. Doch die Realität in der Produktion sah anders aus: hektische Umrüstungen, Überstunden und ein Tagesplan, der eher einem Rettungsplan als einem flussorientierten System ähnelte.


Warum diese Diskrepanz? Weil der KPI das Ergebnis belohnte und nicht den Aufwand, der nötig war, um dorthin zu gelangen. Niemand fragte, wie nachhaltig oder kostspielig diese Lieferleistung war.


🎭 KPIs fördern Verhaltensweisen - auch unbeabsichtigte


Eine gute Kennzahl beeinflusst Entscheidungen. Eine schlechte Kennzahl verzerrt sie. Ich habe einmal erlebt, wie ein Planungsteam für seine hohe Prognosegenauigkeit gelobt wurde, obwohl es in Wirklichkeit die Nachfrage an den verfügbaren Bestand anpasste. Nicht andersherum.

Diese Zahl sah in den Managementbewertungen grossartig aus. Aber in der Zwischenzeit gingen dem Standort kritische Produkte aus und man war auf Feuerwehrübungen in letzter Minute angewiesen. Der KPI war zu einem Spiel geworden, bei dem niemand mehr gewinnen konnte.


🚨 Was Sie nicht sehen, kann Ihnen schaden


Herkömmlichen KPIs entgehen oft Störungen im Ablauf, Wartezeiten oder funktionsübergreifende Fehlanpassungen. So kann beispielsweise ein reibungsloser Produktionsablauf das Chaos verbergen, das in der vorgelagerten Planung oder in der nachgelagerten Logistik entsteht.


An dieser Stelle habe ich mit meinen Kunden den Schwerpunkt verlagert: Es gilt, Kennzahlen zu entwickeln, die die Stabilität der Abläufe, die Zusammenarbeit und die Anpassungsfähigkeit erfassen. Es geht uns nicht nur darum, ob das Ergebnis erreicht wurde. Wir wollen auch die Qualität des dahinter stehenden Prozesses verstehen.


📌 Messen, worauf es ankommt


Die aufschlussreichsten Kennzahlen, die ich kenne, sind vorlaufend, nicht rückblickend. Sie fördern Vorbeugung statt Reaktion und Lernen statt Konformität. Ein Beispiel:

  • Prozentualer Anteil der geplanten Aufträge ohne Änderungen in letzter Minute

  • Stabilität der Taktzeit über den Produktmix

  • Zeitspanne von der Problemerkennung bis zur Reaktion des Teams


Diese Art von KPIs erzählt eine tiefgründigere Geschichte: sie hilft den Führungskräften zu lenken, anstatt nur zu applaudieren oder zu bestrafen.


🤔 Ist es an der Zeit, Ihre Kennzahlen zu überdenken?


Was wird von Ihren KPIs heute positiv bewertet? Präzision oder Problemlösungsfähigkeit? Einhaltung von Vorschriften oder Zusammenarbeit?


Wir sollten uns nicht mit Zahlen zufrieden geben, die nur gut aussehen. Wir sollten jene Kennzahlen wählen, die uns helfen, besser zu werden.


👉 Welche Kennzahl würden Sie nicht mehr erfassen, wenn Sie ehrlich wären, was deren Auswirkungen betrifft?

 

 
 
 

Kommentare


bottom of page