Wenn ERP nicht funktioniert, fangen Sie beim Prozess an – nicht bei der Software
- Eva Jenisch

- 15. Okt.
- 2 Min. Lesezeit
Die ungeschminkte Wahrheit darüber, wie digitale Tools für Probleme verantwortlich gemacht werden, die in Wirklichkeit auf Prozessdesign oder fehlerhafte Implementierung zurückzuführen sind

🚫 Schlechter Prozess rein, schlechtes System raus
Viele Frustrationen im Zusammenhang mit ERP-Systemen beruhen auf einer einfachen Tatsache: Das System wurde auf der Grundlage von Prozessen entwickelt, die von Anfang an nicht klar definiert waren. Ich habe Planungslogiken gesehen, die aus undokumentierten Workarounds und implizitem Wissen zusammengesetzt waren. Werden diese zu ERP-Blaupausen, führt dies zu strukturellen Ineffizienzen. Das Ergebnis? Ein digitales System, das das Chaos lediglich reflektiert und verstärkt.
🪑 Das Planungsteam war nicht dabei
Es gibt noch eine andere Seite der Medaille. Einige Unternehmen haben die Planungsabteilung bei der Konfiguration des ERP-Systems kaum konsultiert. Ich habe an Besprechungen teilgenommen, in denen Berater behaupteten, dass „Standard-SAP für die Pharmaindustrie ausreichend ist“, ohne zu fragen, wie die Produktionsplanung in diesem Umfeld tatsächlich funktioniert. Das Ergebnis? Systeme, die die täglichen Realitäten ignorieren und Planer dazu zwingen, sich auf Excel und Workaround-Routinen zu verlassen.
🧠 Ein ERP-System kann nur so smart sein wie die Fragen, die Sie stellen
Ein ERP-System ist kein Plug-and-Play-Produkt. Es erfordert eine durchdachte Konzeption, funktionsübergreifende Beiträge und eine ehrliche Bestandsaufnahme dessen, was das Unternehmen wirklich benötigt, um reibungslos zu funktionieren. Das bedeutet, dass schwierige Fragen gestellt werden müssen: Welche Entscheidungen müssen unterstützt werden? Welche Informationsflüsse sind entscheidend? Welche Engpässe möchten wir vermeiden? Ohne diese Grundlagen wird selbst die beste Software enttäuschen.
🫣 Wenn Schuldzuweisungen von der Eigenverantwortung ablenken
In beiden Szenarien wird die Schuld oft der IT-Abteilung oder dem Softwareanbieter zugeschrieben. Aber das System verantwortlich zu machen, führt selten zu sinnvollen Verbesserungen. Produktiver ist es, zu untersuchen, wie Entscheidungen getroffen wurden: Welche Prozesse wurden priorisiert? Wer hat die Anforderungen definiert? Gab es genügend Raum für Iteration und Lernen?
🏭 Die digitale Transformation beginnt mit operativer Transparenz
ERP-Systeme funktionieren am besten, wenn sie widerspiegeln, wie Mehrwert in der Fertigung, bei der Planung und entlang der gesamten Lieferkette geschaffen wird. Deshalb beginne ich bei meinem Ansatz immer mit dem Prozess und nicht mit der Benutzeroberfläche. Dabei lege ich Wert darauf, die Menschen einzubeziehen, die den Betrieb Tag für Tag am Laufen halten. Wenn sich diese Mitarbeiter nicht mit der Lösung identifizieren können, wird das System scheitern, egal wie leistungsfähig es ist.
❓ Was würde passieren, wenn Sie neu anfangen würden, ausgehend von der Realität?
Falls Ihr ERP-System eher eine Belastung als ein Hilfsmittel sein sollte, betrachten Sie die Situation aus einer anderen Perspektive. Spiegelt dieses System die tatsächlichen Abläufe in Ihrem Unternehmen wider? Wurden bei der Entwicklung die entscheidenden Stimmen berücksichtigt? Bevor Sie in ein weiteres Modul oder eine andere Lösung investieren, ist es möglicherweise an der Zeit, das System auf der Grundlage der tatsächlichen betrieblichen Gegebenheiten neu zu gestalten.




Kommentare