Just-in-Time oder schon zu spät?
- Eva Jenisch
- 18. Juni
- 2 Min. Lesezeit
Warum JIT in regulierten Branchen neu gedacht werden muss

💊 Warum Just-in-Time in der Pharmaindustrie nicht funktioniert
Just-in-Time stößt an seine Grenzen, wenn die Produktion von Chargenprotokollen, validierten Reinigungsschritten und anspruchsvollen Testmethoden vor der Produktfreigabe abhängt. In der Pharmaindustrie geht es bei der Logistik nicht nur um das Timing. Es geht um Dokumentation, die genaue Befolgung von Vorschriften und die unsichtbare Wartezeit zwischen den einzelnen Schritten. Das Ergebnis? Ein System, das auf dem Papier sehr übersichtlich ist, in der Praxis aber recht schwerfällig.
🧬 Was Pharma über echten Flow verrät
Ich bin schon durch viele Produktionsbereiche gelaufen, in denen alles betriebsbereit aussah, sich aber nichts bewegte. Und warum? Das QC-Labor war überlastet, die Reinigungsmannschaft hatte einen Engpass, oder der Freigabeprozess war ins Stocken geraten. Die Pharmaindustrie leidet nicht unter zu hohen Beständen. Sie leidet unter Verzögerungen, die sich hinter Compliance-Mauern verbergen. Just-in-Time muss damit beginnen, diese Mauern aufzudecken und mit ihnen zu arbeiten, anstatt so zu tun, als ob es sie nicht gäbe.
📦 JIT neu denken unter realen Rahmenbedingungen
Beim traditionellen JIT liegt der Schwerpunkt eher auf der Reduzierung von Lagerbeständen. In der Pharmazie ist es jedoch klüger, die Planungsunsicherheit zu verringern. Das bedeutet, dass die Planung mit den tatsächlichen Testkapazitäten, den Vorlaufzeiten für die Freigabe und dem tatsächlichen Betriebsrhythmus in Einklang gebracht werden muss. Das Ziel ist nicht ein Nullbestand. Das Ziel ist ein stabiler, vorhersehbarer Fluss, der nicht zusammenbricht, wenn mal eine Ressource nicht zur Verfügung steht.
📍 Auf Signale reagieren statt auf Ziele starren
Viele Pharmaunternehmen verlassen sich immer noch auf starre Planungsziele, die nicht den tatsächlichen Gegebenheiten entsprechen. Deshalb unterstütze ich meine Kunden bei der Umstellung auf eine triggerbasierte Planung. Ein Kanban-Signal kann ein Testergebnis, ein Reinigungsstatus oder eine QA-Entscheidung sein. Sobald diese Signale deutlich sichtbar sind, ist das gesamte System weniger reaktiv und kann besser reagieren.
🧩 Lean endet nicht am Shopfloor
JIT sollte niemals an der Produktionslinie enden. Echtes Lean in der Pharmazie verbindet Laborkapazitäten, Chargenprüfung, Qualitätssicherung und Abweichungsmanagement. Die Verschwendung liegt selten in der Herstellung. Sie liegt in den Übergaben, den Silos, dem Warten. Und genau hier hat Lean noch unausgeschöpftes Potenzial.
🪫 Fangen Sie dort an, wo es knirscht
Zielen Sie nicht auf ein ausgewachsenes JIT-System ab. Finden Sie den einen Punkt, an dem verspätete Übergaben, unsichtbare Warteschlangen oder stockende Kommunikation Ihren Arbeitsfluss behindern. Verbessern Sie diesen Punkt zuerst. In der Pharmazie kommt der Fortschritt nicht dadurch zustande, dass man mehr Druck macht, sondern dadurch, dass man die Hindernisse beseitigt, die das Team aufhalten.
🔍 Wo prallen Ihr JIT-Prinzip und Ihre regulierte Wirklichkeit aufeinander? Lassen Sie uns das System so umgestalten, dass es auch tatsächlich funktioniert.
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